Neugestaltung Lausitzer Platz
Berlin, Friedrichshain-Kreuzberg, Wettbewerbsbeitrag
Der Lausitzer Platz ist ein multicodierter, klimaresilienter und robust gestalteter Stadtplatz, der in vier Teilräume mit unterschiedlichen Atmosphären und einer neuen Mitte um die Emmauskirche gegliedert ist. Die Teilräume werden durch das Wegesystem strukturiert, dass Vorrang für den Fuß- und Radverkehr entlang der Gebäude sowie diagonale Fußwegeverbindungen auf der Platzfläche vorsieht. Eine Fahrspur ist reglementiert befahrbar.
Ein integraler Stadtraum - von Fassade zu Fassade
Unser Gestaltungsansatz versteht den Platz als integralen Stadtraum, der sich mit vielfältigen Nutzungsund Aufenthaltsangeboten niveaugleich „von Fassade zu Fassade“ aufspannt. Die multicodierte Platzfläche ermöglicht sich überlagernde, intensive Nutzungen bei gleichzeitiger Klimaqualifizierung.
Ein städtisches Entrée mit nachbarschaftlicher Mitte
An der Skalitzer Straße präsentiert sich der Platz als städtisches Entrée mit großzügigen Sitzstufen und Aktivitätsangeboten: Das Feierabendbier mit Blick auf die U-Bahn im Sonnenuntergang, Skaten auf gewellten Asphaltflächen, Street-Workout oder Boule. Robuste Bänke unter Baumgruppen halten den vielfältigen Aktivitäten stand; Lärm stört hier nicht.
Die neue Platzmitte ist um das Kirchengebäude gelegt, das freigestellt und mit podestartigen, umlaufenden Sitzstufen neu gefasst wird. Ein umlaufender, berollbarer Aktivitäts-Loop aus Asphalt akzentuiert die Platzmitte. Im hinteren Bereich kann eine Podestaufweitung als Bühne, Lager und Liegefläche genutzt werden.
Der nördliche Platzbereich dient dem Kiezleben. Hier trifft sich die Nachbarschaft, hier kreuzen Anwohnende und Schulkinder den Platz und Familien verbringen den Nachmittag auf den Spiel- und Bewegungsflächen. Erdgeschossnutzungen erweitern ihr Angebot auf die Platzfläche, informelle Sitzgelegenheiten und „lange Tafeln“ laden zum nicht-kommerziellen Verweilen ein.
nachbarschaftlicher Kiezplatz
grüner Aneignungsplatz
urbaner Stadtplatz
Ein grüner Platz für Klimaresilienz und Biodiversität
Um Ökosystemleistungen mit guter Stadtgestaltung zu verbinden werden die seitlichen Platzbereiche als grün geprägte Orte der Stadtnatur und des Rückzugs gestaltet. Unter dem Baumdach im östlichen Platzbereich wird das Platzniveau um 20cm angehoben. So können vernetzte, tieferliegende Pflanzflächen im Kronenbereich eingeführt werden. Sie erhöhen die Biodiversität, sichern Retention und Abkühlung und verbessern den Boden für Bestandsbäume. Das Regenwassermanagement nutzt Dachwasser, das in unterirdischen Zisternen im Fahrspurbereich vorgehalten wird. Weitere Biomasse entsteht durch Fassadenbegrünungen (Kirche) mit integrierten Nistkästen und Insektenhotels. Im westlichen Platzbereich bieten Pflanz- und Optionsflächen Raum für nachbarschaftli che Aneignungen und gemeinschaftliches Gärtnern. Hier sind die Zille-Grundschule und Nachbarschaftsinitiativen als Schlüsselakteure gefragt, um das Schul- und Kiezleben auf die Platzfläche zu bringen.
Atmosphäre, Materialität und die Fuge als Gestaltungselement
Die Gesamtatmosphäre ist durch das Baumdach und einen offenen Platzraum geprägt. Der Boden ist in weiten Teilen versickerungsfähig und wird durch robuste und von vor Ort recycelte, berlintypische Beläge befestigt. Ergänzend wird wassergebundene Wegedecke, Asphalt und farbiger EPDM-Belag sowie Sand in den Spielbereichen verwendet. Als zentrales Gestaltungselement dient „die Fuge“ – denn wo die Steine weiter gesetzt sind, wachsen in weniger frequentierten Bereichen Moose und Gräser, die Habitate für Kleinstlebewesen bieten und zur Abkühlung beitragen.
Ausloberin
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen in Zusammenarbeit mit Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Autorinnen und Autoren
Lola Meyer, urbikon
Anna Bernegg, fwd
Katharina Rüter
Mateusz Rej, mrud&s